Die Schwelle für ein Massenanfall von Verletzten ist variabel und richtet sich nach der Einsatzsituation. So kann es auch schon bei relativ kleinen Einsätzen notwendig werden, dass eine koordinierende Einsatzleitung vor Ort erscheint. Zu wissen, wann man einen MANV auslöst, erfordert Erfahrung und gute Vorgaben. Vorgehensweisen wie diese beschreiben wir deshalb detailliert in unserem 110 Seiten umfassenden Konzept für MANV-Einsätze. Es gilt im gesamten Versorgungsbereich, also den fünf Kreisen. Damit sind wir sind noch einen Schritt weitergegangen, als es der Gesetzgeber verlangt. Zugleich ist es die Grundlage für die Aus- und Fortbildung unserer Mitarbeitenden.
Für wirklich alle Fälle gerüstet
Verkehrsunfälle, Brände, Vergiftungen – es gibt viele Ereignisse, die einen größeren Notfall mit vielen Verletzten oder Erkrankten verursachen können. Wenn ein solches Unglück passiert, steht die RKiSH für bestmögliche Hilfe bereit.
Szenen eines schweren Unfalls: Neben der Landstraße ist ein Reisebus verunglückt und auf die Seite gekippt. Die ersten Einsatzkräfte am Unfallort dürfen jedoch nicht wie gewohnt sofort die ersten Verletzten intensiv medizinisch versorgen – das könnte die Hilfe für lebensbedrohliche Fälle verzögern. Stattdessen verschaffen sie sich erst einen Überblick: Besteht akute Gefahr, etwa durch auslaufendes Benzin? Wer ist wie schwer verletzt? Dann unterteilen sie die Patient*innen professionell in drei Gruppen, je nachdem, wie dringlich sie versorgt oder im Krankenhaus behandelt werden müssen. Erst jetzt beginnt die individualmedizinische Versorgung. Dieses Vorgehen ist Pflicht bei sogenannten Massenanfällen von Verletzten (MANV) im Einsatzgebiet der RKiSH.
Offizieller Auftrag für Großeinsätze
"Massenanfälle von Verletzten" sind Ereignisse mit vielen Verletzten oder Erkrankten, die vorhandene Kapazitäten an ihre Grenzen bringen. Als Rettungsdienst haben wir den gesetzlichen Auftrag, auch in diesen Situationen alle Patient*innen individuell und bestmöglich zu versorgen.
Die RKiSH ist hierfür gerüstet. Geht ein Notruf in der Leitstelle ein, achten die Mitarbeitenden auf jedes Detail aus den Schilderungen des Anrufers oder der Anruferin. Wichtig sind vor allem Hinweise zu der Anzahl der Verletzten. Sind die Angaben vage, kalkulieren die Mitarbeitenden selbst. Ein Reisebus? Kann heutzutage bis zu 60 Sitzplätze haben, manche sogar noch mehr. Sie müssen also mit dem Schlimmsten rechnen und lösen sofort einen Massenanfall von Verletzten aus.
Gut organisiert und trainiert
Sollten die einsatzbereiten Kräfte des Regelrettungsdienstes nicht ausreichen, können jederzeit zusätzlich dienstfreie Mitarbeitende alarmiert werden, die die freien Rettungsfahrzeuge besetzen. Zur Vor-Ort-Koordination ist in jedem Versorgungsbereich ein*e speziell ausgebildete*r organisatorische*r Leiter*in in ständiger Rufbereitschaft – 24 Stunden am Tag, 365 Tage im Jahr.
Auch bei solchen komplexen Einsätzen muss jeder Handgriff sitzen. Die RKiSH trainiert Großschadenslagen regelmäßig mit ihren Mitarbeiternden. So gibt es Großübungen mit mehr als 100 Teilnehmenden, an denen sich die RKiSH und andere Einsatzkräfte beteiligen, etwa die Feuerwehr, die Polizei oder das Technische Hilfswerk. Wir schulen all unsere Mitarbeitenden aber auch gezielt selbst. Unsere Akademie bietet zum Beispiel spezielle MANV-Fortbildungen an.