Die Rettungskette: So läuft ein Notfalleinsatz ab
Unfall: Nach einem Leitersturz in einer privaten Werkstatt kann ein Mann weder stehen noch auftreten. Und er hat starke Schmerzen, dazu Schock-Symptome. Ein Kollege war in der Nähe und kann den Notruf 112 wählen.
Alle Anrufe auf der 112 landen durch Zuordnung des Telefonanschlusses oder des Mobilfunkmastes automatisch in der richtigen Leitstelle, hier in der Leitstelle West in Elmshorn. Bereits während des Gesprächs mit dem Anrufer kann der Disponent die Rettungskräfte alarmieren, ohne den Anrufer wegdrücken zu müssen.
Rettungsassistent*innen und Notfallsanitäter*innen tragen im Dienst einen digitalen Meldeempfänger, auf den die vollständigen Einsatzdaten übertragen werden: Einsatzort, Einsatzart (Notfall oder Krankentransport) und Einsatzgrund.
Parallel zum Team bekommt auch das Navigationssystem im Rettungswagen bei der Alarmierung alle relevanten Daten per Funk eingespielt. So ist die Route im Navi schon programmiert, wenn die Kolleg*innen in den RTW steigen.
Während der Anfahrt des RTW-Teams können die Disponenten mit dem Anrufer in Kontakt bleiben und Anweisungen zur Ersten Hilfe geben, zum Beispiel zur richtigen Lagerung oder zur Beruhigung des Verletzten. So sind die Anrufer – selbst oft unsicher und nervös – nicht alleine mit der Situation.
Fahrten mit Blaulicht erfordern höchste Konzentration beim Fahrer. Immer das Ziel: schnell, aber sicher ankommen. Für Verkehrsteilnehmende: Bilden Sie immer eine Rettungsgasse, sobald der Verkehr stockt. Und verringern Sie Ihre Geschwindigkeit, auch wenn das Einsatzfahrzeug erst nur zu hören ist.
Nicht jeder Notfallort ist von der Hauptstraße aus gut zu sehen. Trotz Navigationssystem: Helfen Sie dem Rettungsdienst bei der zielgenauen Anfahrt. Stellen Sie nach Möglichkeit einen Einweiser an die Straße, vor allem bei Dunkelheit oder nicht auf Anhieb zu erkennender Hausnummer.
Eintreffen an der Einsatzstelle: Die Rettungsassistentin und der Rettungsassistent verschaffen sich einen Überblick: Wie geht es dem Patienten? Gibt es Gefahren für die Einsatzkräfte?
Der Patient schildert, was passiert ist. Nach einem kurzen Check der wichtigsten Vitalfunktionen und einer orientierenden Ganzkörperuntersuchung, wird das verletzte Bein genauer untersucht. Bei Verdacht auf eine Fraktur wird der Puls am Fuß kontrolliert. So lässt sich feststellen, ob die Durchblutung durch den Bruch unterbrochen wurde.
Verdachtsdiagnose: Fraktur des Unterschenkels. Für den Transport wird er mit einer Vakuumschiene stabilisiert. Das geht schnell und ist sicher: Sobald die Luft aus der Schiene gesaugt wird, drücken sich Kügelchen im Inneren zusammen und erreichen eine gipsartige Härte. Die Schiene reduziert die Schmerzen des Patienten, und sie verhindert weitere Schäden am umgebenden Gewebe der Bruchenden.
Für unsere Rettungsassistent*innen steht der Patient als Mensch im Mittelpunkt. Er wird bei jedem Schritt informiert, was passiert. Er ist nicht alleine.
Der Patient saß längere Zeit auf dem kalten Boden der Werkstatt. Dazu kommen möglicherweise noch Kreislaufprobleme durch den Blutverlust am gebrochenen Bein oder den Stress. Deshalb werden die Vitalwerte kontrolliert, wie etwa deR Blutdruck.
Bei Bedarf wird noch eine Infusion angelegt, um den Kreislauf zu unterstützen.
Auch während der Fahrt wird der Patient weiter versorgt und betreut. Ein Rettungsassistent oder Notfallsanitäter bleibt dafür hinten im Fahrzeug. Auf dem Weg ins Krankenhaus werden die Verletzungen sowie die getroffenen Maßnahmen im Einsatzprotokoll dokumentiert.
Parallel meldet die Leitstelle nach Rücksprache mit dem RTW-Team den Patienten im Krankenhaus an. So kann sich die Notaufnahme bereits auf das Eintreffen vorbereiten.
Im Krankenhaus übergeben die Rettungskräfte den Patienten an Arzt und Pfleger. Dabei informieren sie die Kollegen genau über alle Erkenntnisse und Maßnahmen. Eine Kopie des Protokolls verbleibt in der Patientenakte.
Das Team der Notaufnahme übernimmt die weiteren Untersuchungen und die Behandlung.
Nach der Übergabe reinigt das RTW-Team das Fahrzeug und bereitet es für den nächsten Einsatz vor.