Rettungswache Wacken - die RKiSH auf dem größten Metal-Festival der Welt
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Rettungswache Wacken - die RKiSH auf dem größten Metal-Festival der Welt

Wacken - Zum mittlerweile 27. Mal steht ein kleines Dorf mitten im Kreis Steinburg (Schleswig-Holstein) eine Woche lang im Mittelpunkt von 75.000 Heavy-Metal-Fans. Das sonst kaum 2.000 Einwohner zählende und beschauliche Wacken, 20 km nordwestlich der Kreisstadt Itzehoe gelegen, wird jährlich zum Synonym für ein Open-Air-Spektakel der besonderen Art.

Die Außenstelle der RW Wacken in Holstenniendorf

Wenn das W:O:A am Donnerstagmittag mit der Öffnung des Infields direkt vor den beiden Hauptbühnen offiziell startet, ist die RKiSH schon lange im Einsatz. Die Rettungswache (RW) Wacken ist bereits ab Montag besetzt, täglich werden dann weitere Fahrzeuge in Betrieb genommen. Neben den bis zu elf Rettungswagen (RTW) und drei Notarzteinsatzfahrzeugen, welche im SanCamp stationiert sind, wird für die Dauer des Festivals noch eine weitere Rettungswache als Außenstelle der RW Wacken im drei Kilometer entfernten Holstenniendorf eingerichtet. Hier wird ebenfalls rund um die Uhr ein RTW der RKiSH besetzt. Insbesondere die direkt ans Festivalgelände angrenzenden 200 Hektar großen Campingplätze wären ohne den zusätzlichen Standort Holstenniendorf nicht innerhalb der in Schleswig-Holstein vorgeschriebenen Hilfsfrist von 12 min zu erreichen.

Geländegängige Spezialfahrzeuge des DRK, wie z. B ein Unimog oder der Wolf (KTW auf Mercedes G-Klasse) unterstützen das Team der RW Wacken bei Bedarf. Die Wacken-Woche bedeutet nicht nur für die Metalheads, sondern auch für alle Bewohner der Region eine noch schnellere und zuverlässigere medizinische Versorgung im Notfall – nirgendwo in Schleswig-Holstein ist die Dichte an RTW derzeit höher als rund um Wacken.

Die Notfallsanitäter, Rettungsassistenten und Rettungssanitäter der RKiSH melden sich im Vorwege bei Interesse über den zuständigen Arbeitszeitgestalter für einen Dienst beim W:O:A an. Damit sind die Fahrzeuge der RKiSH wie sonst auch üblich ausschließlich mit hauptamtlichen Personal besetzt.
Für die Auszubildenden, die ihr erstes Lehrjahr hinter sich haben, ist ein Dienst in Wacken fester Bestandteil der Ausbildung und damit verpflichtend. Damit soll erreicht werden, dass die Nachwuchskräfte die im theoretischen Teil der Ausbildung vermittelten Inhalte, beispielsweise zu den Themen Großveranstaltungen oder Größere Notfallereignisse (GröNo), praxisnah umsetzen können. Am Dienstag in der Festivalwoche findet für die insgesamt 32 Schüler eine Sicherheitsbelehrung, Einweisung und Begehung des Geländes statt. Somit kann sich bereits ein guter Eindruck von dem verschafft werden, was in den kommenden Tagen auf sie zukommen wird.
Daraufhin folgt ein Dienst von 12 Stunden als dritte Einsatzkraft entweder tags- oder nachtsüber auf den eingesetzten Rettungswagen. Die Azubis haben die Möglichkeit, viele unterschiedliche Bereiche kennenzulernen. Zudem können sie die TEL, das Sanitätszelt, die DKMS-Station auf dem Gelände und Co. kennenlernen. Jeweils vier Azubis sind zur selben Zeit eingeteilt.
„Das Gelände ist unglaublich groß und super durchstrukturiert. Alles hat seinen Platz und man ist für jede Situation gewappnet“, sagte ein Azubi.
Da die eingesetzten Fahrzeuge und Mitarbeiter ausnahmslos aus dem regulären Einsatzdienst kommen, ist die technisch-medizinische Ausstattung im Vergleich zum „normalen“ Dienst absolut identisch. Das gilt auch für andere einsatztaktische Bereiche, wie Alarmierung, Dokumentation, Reinigung und Desinfektion – bis auf die Außenreinigung.

Mit einer dem Wachenleiter vergleichbaren Position ist das „Office“ rund um die Uhr besetzt. Das Office ist erste Anlaufstelle für alle Anliegen, die nicht in den originären Zuständigkeitsbereich der Technischen Einsatzleitung fallen. Das Office regelt beispielsweise die Ausgabe von Schlüsseln oder digitalen Meldeempfängern (DME), behebt kurzfristige Personalausfälle und nimmt die abrechnungsrelevanten Unterlagen entgegen. Mit der Einrichtung des Office wird die Einsatzleitung in der TEL deutlich entlastet; die Mitarbeiter im Einsatzdienst wiederum profitieren von erfahrenen, festen Ansprechpartnern, die mit den RKiSH-internen Abläufen bestens vertraut sind und schnellstmöglich auf alle eventuell auftretenden Störungen im Betriebsablauf reagieren können.

Camp-Manager Andreas Krey sowie Timo und Janik von der Crew des "Notfall-Treckers"

Für die Technik und Infrastruktur, die speziell durch die RKiSH genutzt wird, ist der Camp-Manager Andreas Krey schon vor Beginn des eigentlichen Festivals im Dienst. Krey, der sich selber selten Camp-Manager nennt, sondern sich eher als „Hausmeister, Klassensprecher und Kindergärtner“ bezeichnet, ist hauptberuflicher Notfallsanitäter an der RW Itzehoe mit abgeschlossener Ausbildung als Elektroinstallateur, kümmert sich während der gesamten Veranstaltung um Strom, Stellplätze, Absperrungen und unendlich viel technischen „Kleinkram“. Ohne einen verantwortlichen Techniker, der das W:O:A mit Haut und Haaren lebt, wäre der reibungslose Ablauf einer Veranstaltung dieser Größenordnung auch für den Rettungsdienst nicht gewährleistet. Daher ist Andreas Krey schon mindestens fünf Tage vor den ersten Einsatzkräften auf dem Festivalgelände und bleibt bis zum Ende der Veranstaltung täglich meist mindestens zehn Stunden im Dienst.

Auch bei noch so penibler Vorplanung und sehr viel Erfahrung ist während des Festivals immer ein hohes Maß an Improvisation erforderlich. „Geht nicht, gibt‘s nicht!“ - die Devise von Andreas Krey.

Ein echtes Unikum im deutschen Rettungsdienst dürfte der ebenfalls von Krey organisierte Notfall-Trecker sein. Speziell für Einsatzfahrzeuge, die sich im Schlamm festfahren kann rund um die Uhr über DME ein Trecker alarmiert werden. Der jeweils diensthabende Landwirt meldet sich bei Alarm umgehend bei der TEL und nimmt von dort seinen Einsatzauftrag entgegen, um das havarierte Fahrzeug schnellstmöglich wieder auf festen Untergrund zu bekommen. Beim letztjährigen W:O:A kam der Trecker auf insgesamt 17 Betriebsstunden – eine stattliche Zahl, die den Wert von schwerem Gerät auf dem riesigem Areal verdeutlicht. Immerhin wird der allergrößte Teil des Festivalgeländes außerhalb des W:O:A ausschließlich landwirtschaftlich genutzt und verfügt nur sehr eingeschränkt über feste Wege.

Auf dem Gelände der RW Wacken befindet sich auch die Pressestelle der RKiSH. Von hier aus werden in enger Abstimmung mit den anderen Behörden und Organisationen mit Sicherheitsaufgaben und dem Veranstalter die zahlreichen Presseanfragen zum Einsatz des Rettungsdienstes beantwortet und die eigene Kommunikation der RKiSH gesteuert.

Das alles erfordert eine ausgeklügelte und langfristige Planung, daher gilt eindeutig das Motto: Nach Wacken ist vor Wacken. Auch nach jahrelanger Erfahrung in der Planung und Durchführung gibt es keine vorgefertigten Pläne, die einfach aus der Schublade geholt werden. Sich ständig ändernde Anforderungen an die Sicherheit, Rettungsmittelvorhaltung oder Personalplanung erfordern auch permanente Anpassungen in der Planung unter der Gesamtverantwortung von Tim Germann, Teamleiter Großveranstaltungen bei der RKiSH. Dazu gehören auch zahlreiche Sitzungen und Ortstermine mit dem Veranstalter, aber auch weiteren Behörden wie der Polizei oder dem Ordnungsamt.

Über die Jahre ist so ein ausgefeiltes Gesamtkonzept gewachsen, das einerseits Stabilität und Sicherheit, andererseits aber auch die genauso notwendige größtmögliche Flexibilität garantiert.

(sh/lm/js/tfr)

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