Neuer Rettungswagen auf der Hochseeinsel Helgoland

Neuer Rettungswagen auf der Hochseeinsel Helgoland

Helgoland – Die Nordseeinsel Helgoland ist Deutschlands einzige Hochseeinsel und liegt ungefähr 60 km von der Küste entfernt mitten in der Deutschen Bucht. Dort leben knapp 1.400 Einwohner auf gut 4 km² Fläche. Hinzu kommen die zahlreichen Touristen, die ganzjährig die Insel als Tages- oder Dauergäste besuchen. In den letzten Jahren hat sich Helgoland zunehmend als Arbeits- und Versorgungsstandort für die Offshore-Windenergieanlagen etabliert und bietet durch die besondere Lage infrastrukturell einige besondere Bedingungen. Die für die Notfallrettung und den Krankentransport in Zusammenarbeit mit der Helgoländer Paracelsus-Klinik zuständige RKiSH kennt diese logistischen Herausforderungen schon seit Jahren und hat ihre Arbeitsweisen entsprechend angepasst, so dass die notfallmedizinische Daseinsvorsorge gesichert ist.

Und hierzu gehört auch die Vorhaltung geeigneter Rettungsfahrzeuge und dementsprechend umfangreich verlief die Planungsphase für den neuen Rettungswagen. Einfach ein Fahrzeug aus der landesweiten Ausschreibung in Schleswig-Holstein zu beschaffen, kam aufgrund der Fahrzeuggröße nicht in Frage. Ein Team der RKiSH bestehend aus Mitarbeitern der Rettungswache Helgoland, der Stabsstelle Technische Entwicklung und des zuständigen Fachbereiches Einsatzdienst entwickelten in mehreren Sitzungen das neue Fahrzeugkonzept für die Insel.

Da Auto- und sogar Fahrradfahren auf Helgoland grundsätzlich verboten ist, gibt es insgesamt nur sehr wenige Fahrzeuge. Bei den Lastkarren, der Müllabfuhr und den Taxen handelt es sich fast ausschließlich um Elektrofahrzeuge, die allesamt nur mit einer Ausnahmegenehmigung betrieben werden dürfen. Verbrennungsmotoren haben nur Fahrzeuge von Feuerwehr und Rettungsdienst sowie Baumaschinen.

„Es gibt im Bereich der Rettungsfahrzeuge derzeit noch keine serienreifen Elektrofahrzeuge, die wir auf Helgoland in der Notfallrettung einsetzen könnten.“ beschreibt Jan Noelle, Stabsstelle Technische Entwicklung der RKiSH, die besondere Situation auf der Insel. „Hinzu kommen die besonders hohen Anforderungen an die Zuverlässigkeit und Verfügbarkeit fernab von Werkstatt und Serviceeinrichtungen. Die Entscheidung fiel daher auf einen Dieselmotor der Abgasnorm Euro VI.“, so Noelle weiter, denn Werkstätten oder eine Tankstelle für Benzin und Gas gibt es auf der autofreien Insel nicht.

Aus Umweltschutzgründen wurde in dem neuen RTW ein manuell zuschaltbares Abgasreinigungssystem eingebaut, um möglichst wenige bzw. saubere Abgase auszustoßen. Bei den kurzen Fahrtstrecken würde der Partikelfilter sonst schnell verstopfen.

Eingesetzt wird nach europaweiter Ausschreibung ein Mercedes-Sprinter mit einem Ausbau der Fa. Ambulanzmobile Schönebeck (Sachsen-Anhalt). Im Gegensatz zu den schleswig-holsteinischen „Festland-RTW“ ist es ein Kastenwagen mit Dacherhöhung und kein Modulbau aus Fahrgestell und einem wechselbaren Kofferaufbau. Somit ist der RTW vom Platzangebot etwas kleiner, erreicht aber durch die kompaktere Bauweise fast alle Einsatzorte auf der Insel.

Die Notfallrucksäcke sind einfach und zügig durch die seitliche Schiebetür entnehmbar. Zur weiteren Standardbeladung gehören ein Multifunktionsmonitor / Defibrillator X-Serie der Fa. Zoll und ein Beatmungsgerät Medumat Transport der Fa. Weinmann. Als besondere Ausstattung führt der RTW eine Bergungstrage für die Personenrettung von Schiffen sowie Rettungswesten mit. Ein Automatikgetriebe gehört auch auf der Insel zum Standard, um die Aufmerksamkeit der Fahrer noch besser auf den Verkehr lenken zu können.

„Auf Helgoland wird mit dem neuen Fahrzeug erstmalig eine elektrohydraulische Trage vom Typ Stryker PowerPro XT mit PowerLoad für den rückenschonenden Einsatz der Mitarbeiter eingesetzt.“ freut sich Sven Krüger, stv. Wachenleiter in Uetersen, von wo die Rettungswache Helgoland organisatorisch geführt wird. „Wir werden damit den aktuellen arbeitsergonomischen Anforderungen gerecht und schaffen eine spürbare körperliche Entlastung unserer Mitarbeiter.“ so Krüger.

Ein spezielles 360-Grad-Kamerasystem zur Verminderung des toten Winkels und blaue Blitzer unter den Außenspiegeln sorgen für besondere Warnung von Fußgängern. Zusätzlich Blaulichter quer zur Fahrtrichtung sollen in den engen Straßen so früh wie möglich auf den RTW aufmerksam machen.

Die Notfallrettung wird auf der Insel seit vielen Jahren von Mitarbeitern der Paracelsus-Klinik und der RKiSH sichergestellt. Im Jahr 2017 wurden die Retter zu insgesamt 580 Einsätzen gerufen, davon 13 Mal auf die benachbarte Düne, wo sich neben dem Flugplatz noch ein Campingplatz und mehrere Ferienhäuser befinden.

(cm/tfr)

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