Geschäftsführer Michael Reis zur aktuellen Debatte um das "System Rettungsdienst"
  • Geschäftsführer Michael Reis zur aktuellen Debatte um das "System Rettungsdienst"

Geschäftsführer Michael Reis zur aktuellen Debatte um das "System Rettungsdienst"

 

 

Immer mehr und immer häufiger wird aktuell in den Medien über das „System Rettungsdienst“ berichtet. Stimmen von Einsatzdienstpersonal werden auf den unterschiedlichsten Kanälen zu sogenannten Bagatelleinsätzen oder auch “überflüssigen Rettungsdiensteinsätzen” laut. Ob im Einsatzdienst, im Krankenhaus, in einer Pflegeeinrichtung oder in einer medizinischen Praxis – es besteht Einigkeit über die anhaltende Be- und Überlastung des Gesundheitssystems. Gerade in der letzten Woche sind auch wir in der RKiSH an die Grenzen des Systems gestoßen.

„Wer rettet den Rettungsdienst?“ ist dabei die zentrale Fragestellung die sicherlich schon vielen begegnet ist. Neben all den systemischen Fragen bewegt mich die Tatsache, dass in der aktuellen Diskussion die Verantwortung für diese hohe Belastung allzu häufig den Patient*innen zugeschrieben wird. Im Falle des Rettungsdienstes also an diejenigen, die die 112 rufen. Es ist nicht zu bestreiten, dass wir mit einer besseren Selbstreflexion der Patient*innen auch geringere Einsatzzahlen hätten. Wichtig hierbei ist mir, und auch das ist unbestreitbar: Patient*innen, die nach eigenem Gefühl entscheiden, dass sie sich in einer Notlage befinden, müssen die notwendige Hilfe bekommen. Eine objektive Differenzierung über die Dringlichkeit der eigenen Notlage ist dabei für die Patient*innen stark vom individuellen Befinden beeinflusst und lässt sich für die Hilfesuchenden nur schwer vornehmen.
Die Betrachtungsweise, wann ein Notfall vorliegt und ob dafür die 112 der richtige Ansprechpartner ist, hat vielschichtige Einflussfaktoren. Hinter den viel beschriebenen Bagatelleinsätzen oder unnötigen Einsätzen steht immer eine Person, zuweilen mit besorgten Angehörigen in einer subjektiven Notlage. Dieses können wir, als fachlich ausgebildetes Personal, anders bewerten. Nichts destotrotz haben wir Patient*innen vor uns, die sich Hilfe - eben Rettung - erhoffen. Dass sie diese Hilfe über die 112 ersuchen, mag nach unserer fachlichen Einschätzung vor Ort nicht notwendig gewesen sein, der reale Hilferuf und die Not der Patient*innen bleibt. Diese Menschen in einer Diskussion, in der es um das System gehen muss, soweit nach vorne zu stellen halte ich für falsch und nicht zielführend.

Michael Reis, Geschäftsführer RKiSH

Mir ist klar, dass dringend eine Veränderung eintreten muss.
Höhere Einsatzzahlen bedeuten mehr Einsatzfahrzeuge, mehr Personal, mehr Belastung für die Rettungsfachkräfte. Wir in der Unternehmensleitung der RKiSH sind uns bewusst, dass dies nicht dauerhaft die Lösung sein kann. Wir setzen uns auf vielen verschiedenen Ebenen in- und außerhalb der RKiSH für eine Entlastung der Notfallrettung ein. Dazu gehört das Projekt der differenzierten Notfallversorgung, der Aufbau der Telemedizin, aber auch die Betriebsvereinbarung Arbeitszeit, die langfristig zur Verbesserung beiträgt. Das deutsche Gesundheitssystem braucht eine Überholung. Doch eine große Veränderung kommt nicht über Nacht. Ob Krankenhaus, Seniorenpflege, Haus- oder Facharzt oder wir als Rettungsdienst – alle drehen an Stellschrauben. Gesundheitsminister Karl Lauterbach kündigt als ersten Schritt die Krankenhausreform an, die Reform der Notfallversorgung steht aus. Aber die Stimmen werden gehört.

Wir, als RKiSH, werden weiter unseren Auftrag der Notfallrettung erfüllen und dabei unser Bestmögliches geben.
Ihr Michael Reis

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